Studien legen nahe, dass die Zusammensetzung der mütterlichen Darmflora eine wichtige Rolle für die spätere Gesundheit des Kindes spielt. Nun haben Forscher ein Bakterium identifiziert, das den Nachwuchs offenbar vor Nahrungsmittelallergien schützen kann: Prevotella copri.
Neben typischen Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung oder eine unausgewogene Ernährungsweise können auch bestimmte Bakterien bzw. deren Fehlen bei der Entstehung von Allergien eine Rolle spielen. Schon das bakterielle Umfeld im Mutterleib könnte das Allergierisiko beeinflussen, wie Studien nahelegen. Welche Keime genau dafür verantwortlich sind, wird immer wieder in Studien untersucht.So auch in einer aktuellen australischen Studie. Die Forscher*innen fokussierten ihre Untersuchungen auf das gramnegative Bakterium Prevotella copri. Die Gattung Prevotella copri sei als Bakterium in westlichen Bevölkerungen deutlich seltener als in traditionellen, nicht-industrialisierten Gesellschaften verbreitet, so die Forscher*innen. Diese Mikroben fermentieren Ballaststoffe in unserem Darm zu Acetaten, d.h. zu kurzkettigen Fettsäuren, die antientzündliche Wirkungen haben und die Entwicklung bestimmter Immunzellen fördern können. Im Mausmodell konnte schon gezeigt werden, dass bei schwangeren Mäusen die Acetate die Plazenta passieren können und so auch die Immunabwehr des Nachwuchses beeinflussen. Die Forscher*innen gingen nun der Frage nach, ob das auch beim Menschen gilt.
Dazu werteten sie die Daten von 1.064 australischen Müttern aus, die während der Schwangerschaft sowie das erste Jahr nach der Geburt begleitet wurden. In die Studie schlossen sie 58 Mütter ein, deren Kinder eine ärztlich nachgewiesene Lebensmittelallergie entwickelt hatten, sowie 258 weitere Mutter-Kind-Paare nach dem Zufallsprinzip. Dann suchten sie nach einem Zusammenhang zwischen der Darmflora der Frauen während der Schwangerschaft und dem frühkindlichen Allergierisiko.
Das Ergebnis: Bei 80 Prozent der Schwangeren konnten sie in den untersuchten Stuhlproben Prevotella copri nicht zu finden. Präsenz und Menge von P. copri war bei Müttern von Kindern ohne Nahrungsmittelallergien substanziell höher als bei Müttern von Kindern mit Allergie. Der schützende Effekt von P. copri schien auch abhängig von der Ernährungsweise der Mütter zu sein. Eine fett- und ballaststoffreiche Ernährung erwies sich als vorteilhaft.
Die Wissenschaftler*innen fanden auch Hinweise, dass Antibiotika-Einnahmen während der Schwangerschaft, Einfluss auf die Bakterienspezies hatte. Nahmen die Probandinnen keine Antibiotika ein, fanden sich mehr Prevotella copri in den Stuhlproben. Auch die Zahl der im Haushalt lebenden Personen spielte eine Rolle. Je mehr Mitglieder, umso besser. Gemeinsam lebende Personen tauschen ihre mikrobiellen Mitbewohner untereinander aus und können so auch nützliche Keime weitergeben, vermuten die Forscher*innen.